Bauliche und geschichtliche Entwicklung des Glashauses
 
Zum Jenaer Volkspark Oberaue gehören das Paradies, die Oberaue und die Rasenmühleninsel. Die Geschichte der Rasenmühle reicht bis in das 15. Jahrhundert zurück und war vielen Nutzungen und Gestaltungen unterworfen.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand in Deutschland im großen Umfang die Idee des Volksparks. Die dafür maßgeblichen Gestaltungskriterien sind in der Oberaue deutlich ablesbar und für die heutige Zeit besonders interessant.
Das Programm des Volksparks, welches sich aus der Kritik am Volksgarten- und Stadtparkkonzept entwickelte, beinhaltete vor allem die Orientierung auf die bis dahin in der öffentlichen Grüngestaltung weitgehend unberücksichtigt gebliebenen Bedürfnisse der Bevölkerung nach Spiel- und Bewegungsraum.

Diese Bedürfnisse waren auch in der DDR bekannt und so entstand der 1974 geplante und 1978 - ursprünglich als Mehrzweckhalle - fertiggestellte Glaspavillon in der Rasenmühleninsel im Zuge des Vorhaben „Rekonstruktion Kulturpark Rasenmühleninsel“ (MACH MIT Wettbewerb).
Ausdruck des Volksparkkonzeptes sind auch die Minigolf- und Kegelanlagen, die umgenutzte Festwiese zur Liege- und Sportfläche, ein Spielplatz und weitere Möglichkeiten zur aktiven Freizeitgestaltung.

Die 1974 geplanten Nutzungen des Pavillons waren:

Ausleihe:
Ausleihe für Spiel -und Sportgeräte der in der Nähe entstehenden Kleinsportanlagen mit Lagerraum und überdachten Sitzplätzen zu Unterstellen bei plötzlich einsetzendem Regen.

Mehrzweckgebäude:
Mehrzweckraum mit Windfang und Garderobe, WC, Kochnische und Terrasse zur Durchführung verschiedenartiger öffentlicher und interner Veranstaltungen.

Die Ausleihe orientiert sich nach Südwesten in Richtung der Minigolfanlage. Der Mehrzweckraum öffnet sich vollständig nach Südwesten und Nordwesten zum Teich hin.


Glashaus Film – Ein Architekturportrait
 



Bauliche Besonderheiten
 
Der Glaspavillon gliedert sich in zwei durch eine Durchbruchstrukturwand miteinander verbundene Baukörper.

Details
 
  • Monolithisches Gebäude in Mauerwerksbauweise mit Dach in Stahlleichtkonstruktion.
  • nicht unterkellert
  • Normalformat gelb verblendet, Holländischer Verband (2 Läufer, 1 Kopf)
  • Südostseite, in Richtung Saale, Mehrzweckraum,
  • Wandscheiben aus hammerrechten Natursteinmauerwerk
  • Ausgabegebäude Plastikputz, weiß gestrichen
  • Innenraum MZR (Mehrzweckraum) Natursteinplatten geschliffen, poliert,
  • 60/30, bulgarischer Kalkstein, Innenwände weiß
  • Gesamtkosten 200.880 Mark

    Projektant: Dipl.-Ing. Architekt Friedhelm Schubring

    Das Gebäude wurde gefühlvoll in den umgebenden Parkraum integriert, Proportionen, Materialien sowie die sich ergebende Wegeführung fügen sich zu einem klaren Konzept, welches den Traditionen der Moderne verpflichtet ist. Durch den geometrischen Gebäudegrundriss sind interessante Blickbeziehungen in Richtung Saale, dem Teich und dem Baumbestand möglich. Ebenfalls hervorzuheben sind die Materialien im Außenbereich
    (Bodenplatten, Sichtschutzwände), die stets mit dem Gebäude korrespondieren.
    Das Gebäude ist Bestandteil des Kulturdenkmals Volksaue und Ausdruck der Bemühungen in den 50er Jahren den Volksparkgedanken durch anspruchsvolles Parkmobiliar zu modifizieren.

    Architektonisch kommt es dem von Mies van der Rohe 1929 verwirklichten Deutschen Pavillon für die Weltausstellung in Barcelona nahe, da dieser nicht nur ein Markstein der Architekturgeschichte, sondern auch in der Auffassung von Freiraumgestaltung darstellt.

    Das Gebäude ist ein herausragendes Beispiel für die Adaption der Moderne in der DDR-Architektur.
    Der Volkspark ist Kulturdenkmal im Sinne des Thüringer Denkmalschutzgesetzes (ThDSchG v. 07.01.1992, § 2 Abs.1 und 2) mit Ausweisung 17.09.2002 mit folgender Begründung: raumbildender und milieuprägender Bestandteil des Ortsbildes der Stadt Jena; geschichtliches Zeugnis sozial- und städtebaureformerischer Bestrebungen im 20. Jh.; eines der wenigen Zeugnisse der Gartenkunst der 50er Jahre in Thüringen.

    2005 wird der Glaspavillon in die Landesdenkmalliste Thüringen aufgenommen.

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